Fragment versus Spolie?

Autor/innen

  • Hans-Rudolf Meier

DOI:

https://doi.org/10.60857/archimaera.10.162-74

Abstract

Der Beitrag behandelt das kritische Potential von Spolien, d.h. Fragmenten von Bauwerken, die sichtbar wiederverwendet werden. Als kulturkritisches Statement wurzelt die demonstrative Wiederverwendung von Bautei-len in den Anfängen der alternativkulturellen Recycling-Architektur der 1960er-Jahren. Heute nutzt beispielsweise der Pritzker-Preisträger Wang Shu Spolien, um sich damit von der in China vorherrschenden Turbo-Ar-chitektur abzusetzen. Auch in der dekonstruktivistischen Architektur wer-den Bauteile wiederverwendet, wobei da die Frage diskutiert wird, ob es sich eher um ein Stilmittel als um eine kritische Infragestellung des Bau-geschehens handelt. Spolien werden auch als Versöhnungsangebot einge-setzt, wenn der Abbruch der Vorgängerbebauung kritisiert wird. Zur Spra-che kommen auch Beispiele, in denen das kritische Moment nicht in der Pla-nung angelegt, sondern erst ein Phänomen der Rezeption ist. Damit wird ein zentraler Punkt des Bauens mit Fragmenten angesprochen: Die Unein-deutigkeit, die daher rührt, dass die Präsenz des Fragments zu alternativen Narrativen anregt. Gefragt wird dabei, inwiefern die Spolie fragmenta-risch bleiben und sich damit vom neuen Kontext abheben muss und wann das Fragment seinen Charakter verliert, weil sich das Neue ihm mimetisch angleicht.

archimaera-10-meier.pdf.jpg

Downloads

Veröffentlicht

2023-03-08

Ausgabe

Rubrik

Artikel