St. Engelbert in Köln-Riehl
DOI:
https://doi.org/10.60857/archimaera.10.75-92Abstract
Unter den Bauten des Dominikus Böhm gehört St. Engelbert in Köln-Riehl sicherlich zu den am häufigsten betrachteten und analysierten Kirchen. Es überrascht, dass hierbei nahezu unerwähnt blieb, dass das Gebäude nie in vollem Umfang fertiggestellt wurde und zahlreiche Räume ohne Ge-staltung blieben; die Rekonstruktion der ursprünglichen Planung zeigt die gelungene vollumfängliche Disposition eines frühen Gemeindezen-trums. Auch wenn mit akuten Lücken in der Finanzierung des Kirchen-baus eine einfache Erklärung für die fehlende Vollendung des Gebäudes zu finden ist, muss Frage nachgegangen werden, welche Auswirkungen dies auf den Planungsprozess und die Entwicklung des Gebäudes hatte. Es offenbart sich, dass Böhm den Umstand, stets nur Teile einer Ausge-staltung zu planen und somit einen begonnenes Werk sukzessive weiter-zuentwickeln, aktiv nutzte, um die Kirchengemeinde als Bauherrin und das Kölner Erzbistum als genehmigende Institution zur Realisierung des Projektes zu bewegen. Das Fragmentarische der Entwicklung wird so ei-nerseits zur rhetorischen Chance und andererseits zur Grundlage einer ar-chitektonischen Haltung, die vor dem Hintergrund des überzeitlichen An-spruchs der Kirche die eigene zeitliche Bedingtheit anerkennt.