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Berit Seidel (Zürich), Martino Stierli (Zürich)
Die Mauer
urn:nbn:de:0009-21-37143
Mit dem Bau der israelischen Sperranlagen im Westjordanland wurde im Jahr 2003 begonnen. Heute beträgt die Gesamtlänge der Installationen rund 760 km. Palästinenser können die Sperre nur im Besitz einer Genehmigung der israelischen Sicherheitsbehörden passieren. Große Einfalltore in regelmäßigen Abständen erlauben jederzeit das Eindringen von gepanzerten Fahrzeugen der israelischen Streitkräfte auf palästinensisches Gebiet. Neben der Sperranlage wird die Grenze zusätzlich durch unsichtbare Wachposten in Kontrolltürmen gesichert. Die Absperrung von einer Höhe von bis zu zwölf Metern dient nach offizieller israelischer Sprachregelung der Sicherung des Landes vor palästinensischen Selbstmordattentaten. Für die palästinensische Bevölkerung bedeutet sie faktisch eine Ummauerung, die mit einer massiven Einschränkung der Bewegungsfreiheit, mit schikanösen Grenzübertritten auf dem Weg zur täglichen Arbeit, mit systematischer Verknappung von Ressourcen wie Wasser, aber auch mit fehlendem Zugang zu Häfen und Flugverkehr sowie zu grundlegenden zivilen Einrichtungen wie Spitälern einhergeht.
Im Oktober 2011 unternahm die Professur Philip Ursprung für Kunst- und Architekturgeschichte der ETH Zürich mit Studierenden des Departements Architektur eine einwöchige Exkursion nach Israel und in die besetzen Gebiete des Westjordanlands. Die Studienreise ging auf eine Anregung des Fotografen Armin Linke zurück, der bereits zuvor Expeditionen in die besetzten Gebiete unternommen hatte. Durch seine Vermittlung kam der Kontakt mit Sandi Hilal und Alessandro Petti aus Bethlehem zustande, die vor Ort als Architekten und Aktivisten im Dienst des zivilen Widerstands und der Aufklärung tätig sind. Sie führten unsere Gruppe an und hinter die Mauer, die das israelische vom palästinensischen Siedlungsgebiet zusehends in zwei hermetisch voneinander abgeriegelte Bezirke unterteilt. Verschiedene Mitglieder der Reisegruppe haben die Absperrmauern mit eigenen Fotografien dokumentiert. Eine Auswahl davon ist auf den folgenden Seiten zu sehen. Die Bilder zeigen die Situation des Bauwerks in seinem landschaftlichen und städtischen Kontext sowie die militärisch bewachten Schleusen, die vom israelischen ins palästinensische Gebiet führen. Sie machen deutlich, wie der Lebensraum der palästinensischen Bevölkerung im Alltag durch die Mauer definiert und eingeschränkt wird. Sie führen aber auch vor Augen, wie sich im Umfeld der Sperranlage eine eigene Ökonomie entfaltet und wie ansässige und externe Künstlerinnen und Aktivisten die Mauer als Plattform und Werbeplakat für künstlerische und politische Interventionen nutzen.
Mathias Brühlmann, Architekt, Assistent Professur Philip Ursprung, ETH Zürich
Prof. Dr. Philip Ursprung, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich
Wataru Murakami - Fotografiestudent, HfG Karlsruhe
Prof. Dr. Martino Stierli, Kunsthistorisches Institut, Universität Zurich
Mathias Brühlmann, Architekt, Assistent Professur Philip Ursprung, ETH Zürich
Mathias Brühlmann, Architekt, Assistent Professur Philip Ursprung, ETH Zürich
Mathias Brühlmann, Architekt, Assistent Professur Philip Ursprung, ETH Zürich
Corinne Schöni, Architekturstudentin, ETH Zürich
Prof. Dr. Philip Ursprung, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich
Corinne Schöni, Architekturstudentin, ETH Zürich
Sarah Barras, Architekturstudentin, ETH Zürich
Andrea Kunz, Architekturstudentin, ETH Zürich
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Empfohlene Zitierweise ¶
Berit Seidel, Martino Stierli: "Die Mauer". In archimaera#005 (2013). (urn:nbn:de:0009-21-37143)
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