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Die Erinnerung an die Baracke Darstellungen der UnterkĂŒnfte von Insassen ehemaliger Konzentrationslager in heutigen GedenkstĂ€tten

  1. Dipl. Ing. Alexandra Klei

Zusammenfassung

Zu den Vorstellungen des Raums der nationalsozialistischen Konzentrationslager gehört die gleichförmige Reihung von Holzbaracken ebenso wie der Stacheldrahtzaun oder ein TorgebĂ€ude. Die Baracken stehen fĂŒr die unertrĂ€glichen Lebensbedingungen der KZ-Gefangenen. In nahezu allen großen Konzentrations- und zahlreichen kleinen Außenlagern standen die schnell zu errichtenden Bauten. Nach ihrer Befreiung gehörten sie zu den ersten, die zerstört oder als Baumaterial weiterverwendet wurden. In der Folge blieb keines der Konzentrationslager in seiner baulichen Substanz in GĂ€nze erhalten. Gleichzeitig gehörten zum Teil bereits in den 50iger Jahren wie in der Mahn- und GedenkstĂ€tte Buchenwald (Weimar) die vormaligen Standorte der Baracken zum Gestaltungsrepertoire. Dies hat sich in den letzten Jahren verstĂ€rkt. Nahezu alle großen GedenkstĂ€tten zeichnen auf diese Weise im Zuge einer in den 1990er Jahren einsetzenden Neugestaltung der historischen Orte einen Teil der vormaligen Topographie nach. Der Beitrag stellt die gestalterische Übersetzung einer ephemeren Baugattung anhand der PrĂ€sentation der ehemaligen LagergelĂ€nde in Buchenwald, Dachau, Neuengamme und Hinzert vor.

Keywords

Die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager sind untrennbar mit der Geschichte des Nationalsozialismus verbunden; sie gelten dabei als „Symbol und Inbegriff des Verbrecherischen“.  [1]

Mit dem Bau großer Konzentrationslager ab Mitte der 1930er Jahre in Deutschland wurden die Bereiche fĂŒr die zukĂŒnftigen KZ-Insassen als Barackenlager errichtet.  [2] Die vom Architekten Bernd Kuiper geplante Muster-Anlage fĂŒr das KZ Sachsenhausen (Oranienburg/Brandenburg), in der die HĂ€ftlingsunterkĂŒnfte in Form von Halbkreisen innerhalb eines Dreiecks angelegt waren, blieb allerdings die Ausnahme.  [3] In weiteren und spĂ€teren Lagern wurden die Baracken mehrheitlich innerhalb eines Rechtecks in einer linearen Ordnung angelegt.  [4] Verwendung fanden zunĂ€chst normierte Reichsarbeitsdienstbaracken.  [5] Sie dienten der Unterbringung von KZ-Gefangenen und ebenso als RĂ€ume fĂŒr WerkstĂ€tten, Reviere oder Schreibstuben. Sie konnten – ohne die UmzĂ€unung aus elektrisch geladenem Stacheldraht – auch als Wohnbebauung fĂŒr die stationierten SS-Wachmannschaften verwendet werden, wie im Fall des 1940 errichteten Lagerkomplexes Neuengamme bei Hamburg. Mit der zunehmenden Gefangenenzahl in den Konzentrationslagern wurden auch Pferdestallbaracken und Zelte aufgestellt.

Die Baracken waren schnell und problemlos zu errichten und verfĂŒgten im Inneren ĂŒber große RĂ€ume. Gab es darin zunĂ€chst noch Unterkunfts- und Aufenthaltsbereiche, wurde diese Trennung ebenfalls infolge der ÜberfĂŒllung der Lager aufgegeben. Allerdings ließ die SS fĂŒr die Unterbringung der KZ-HĂ€ftlinge auch massive GebĂ€ude errichten, fĂŒr die bereits vorhandene und genutzte Holzbaracken weichen mussten wie im KZ Neuengamme. Massivbauten konnten ebenso Funktionen wie KĂŒchen, Kantinen, Desinfektionen, LagerrĂ€ume, Arrestbunker, Krematorien etc. aufnehmen. Insgesamt kann bezogen auf den mit Stacheldraht und WachtĂŒrmen eingezĂ€unten Komplex der Gefangenen in den Konzentrationslagern nicht von einem homogenen Erscheinungsbild gesprochen werden. Vielmehr machten die aneinandergereihten, gleichförmigen Holzbaracken nur einen Teil der baulichen Substanz aus. Entgegen der ersten EntwĂŒrfe fĂŒr Konzentrationslager musste deren Ausbau auf konkrete VerĂ€nderungen in den AnsprĂŒchen und Bedingungen reagieren, ohne dass es der SS als Bauherr zum Beispiel gelang – vorausgesetzt es hĂ€tte in ihrem vordergrĂŒndigen Interesse gelegen –, die hygienischen Probleme langfristig zu lösen oder ausreichend Platz fĂŒr UnterkĂŒnfte zu schaffen.

Nach der Befreiung der Konzentrationslager nutzten die Alliierten einige Lagerkomplexe zunĂ€chst als Internierungs- und in der sowjetischen Besatzungszone als Speziallager. In den folgenden Jahren wurden Baracken sowohl zerstört als auch legal und illegal ab- und teilweise an anderen Standorten wieder aufgebaut. In der Folge blieb keines der ehemaligen Konzentrationslager vollstĂ€ndig erhalten. Neben der Verwendung der Baracken fĂŒr andere Zwecke aufgrund des Baumaterialmangels in der Nachkriegszeit fanden sie auch in den ersten Gestaltungen der Lagerstandorte als GedenkstĂ€tten keine Verwendung: „Das seriell gefertigte und fĂŒr verschiedenste Zwecke genutzte Bauwerk erscheint als zu unspezifisch. Überlebende der Lager sind der Meinung, dass eine Baracke als unbewohntes GebĂ€ude nicht authentisch genug die Lebensbedingungen des Lagers wachzuhalten vermag. In Zeiten, in denen unzĂ€hlige baugleiche Baracken als Notwohnungen, Krankenhauserweiterungen oder KindergĂ€rten verwendet werden, lĂ€sst sich dieser GebĂ€udetyp nur schwer mit dem Schrecken der NS-Lager in Verbindung bringen. [...] Lagertor, WachtĂŒrme, Krematorium oder StacheldrahtzĂ€une scheinen den Zeitgenossen als symboltrĂ€chtige Architekturen fĂŒr eine GedenkstĂ€tte mehr geeignet zu sein.“  [6]

Gleichzeitig konnten an Orten ehemaliger Lager, die in den 1950er und 1960er Jahren bereits als GedenkstĂ€tte dienten,  [7] die Barackenstandorte zum Gegenstand der PrĂ€sentation werden. WĂ€hrend einzelne Bauten als besonders signifikant erhalten und prĂ€sentiert wurden – wie die Krematorien als Sinnbild fĂŒr das massenhafte Sterben im Lager und den Umgang der SS mit den Toten oder als symbolisches „Grab, das man den HĂ€ftlingen vorenthalten hat, damit nichts an sie erinnert“  [8] –, waren die GebĂ€ude der Barackenfelder nicht mit einer derart eindeutigen Bedeutung zu verknĂŒpfen. Sie musste demnach ĂŒber andere Medien und mittels anderer Gestaltungsmittel erzeugt werden.

Beispiel I: GedenkstÀtte Buchenwald

Bereits mit der Einrichtung der Mahn- und GedenkstĂ€tte Buchenwald (bei Weimar/ThĂŒringen) in den 1950er Jahren wurden Barackengrundrisse des KZ gekennzeichnet.  [9] WĂ€hrend das Krematorium, das TorgebĂ€ude des Lagers mit angrenzendem Stacheldrahtzaun sowie zwei WachtĂŒrmen, die ehemalige Kantine und eine Effektenkammer sowie einzelne massive GebĂ€ude der SS und der Kommandantur erhalten blieben und im Verlauf der nĂ€chsten Jahrzehnte in die GedenkstĂ€ttennutzung einbezogen wurden, wurden die GebĂ€ude der Holz- und Steinbaracken abgerissen bzw. -gebaut. Die anschließende Kennzeichnung der Standorte erfolgte zunĂ€chst mittels zweier grundlegender Gestaltungsmuster: WĂ€hrend die vormaligen Holzbaracken in ihrer Ausdehnung bereits in den 1950er Jahren durch Granitsteine eingefasst wurden und die FlĂ€chen durch Schlacke hervorgehoben sind, blieben von den Steinbaracken wenige Mauerreste und Fundamente erhalten, die lediglich in ihrer Substanz prĂ€sentiert werden.

Abb. 1, 2. KZ-GedenkstÀtte Buchenwald, markierter Standort der Holzbaracke Block 13 (links), ehemaliger Standort des Blocks 38 (rechts). (Fotografien: Alexandra Klei, 3.10.2007)


Abb. 3. KZ-GedenkstÀtte Buchenwald, markierter Standort der Steinbaracke Block 50, Hygiene-Institut der Waffen-SS.(Fotografie: Alexandra Klei, 3.10.2007)

Im Zuge der Neugestaltung des GelĂ€ndes seit den 1990er Jahren kam eine dritte Strategie dazu: Vormalige GebĂ€ude werden mittels Mauerwerk als rekonstruierende Nachzeichnungen angelegt und so aus der FlĂ€che herausgehoben. Betont sind auf diese Weise besondere Funktionen im GelĂ€nde, wie zwei Baracken, die vom Hygieneinstitut der Waffen-SS unter anderem fĂŒr Experimente an KZ-Insassen genutzt wurden.

Insgesamt bleiben fĂŒnf Informationen ĂŒber die Baracken erhalten: ihre Standorte und FlĂ€chen, die sich aus der Anordnung ergebende Struktur des Bereichs, unterschiedliche MaterialitĂ€ten und mittels Betonquadern angezeigte historische Blocknummern. Die Erinnerung an den Ort der GefangenenunterkĂŒnfte bezieht sich demnach auf seine vormalige Ordnung. Parallel wird ĂŒber das Material, die ungeordneten Mauerreste und ein sich in der FlĂ€che nur schwach abzeichnendes Bodenrelief aber auch der Eindruck eines weiten, öden Bereichs hergestellt. ZusĂ€tzlich sind einzelne Standorte mit eingerichteten Erinnerungszeichen betont, wie Mahnmalen fĂŒr die jĂŒdischen Opfer (seit 1993) sowie die ermordeten Sinti und Roma (seit 1995),  [10] Gedenktafeln unter anderem fĂŒr die Zeugen Jehovas, die Opfer der MilitĂ€rjustiz oder die als homosexuell verfolgten MĂ€nner (seit den 1990er Jahren) sowie Gedenksteinen unter anderem fĂŒr drei Sonderlager (seit Ende der 1950er Jahre). Diese Gedenkorte schaffen Orientierungspunkte und vermitteln Informationen zur HĂ€ftlingsgesellschaft. DarĂŒber hinaus erhalten sie ihre Bedeutung durch die Platzierung innerhalb des Unterkunftsbereiches, die sie mit den Orten des Leidens der Insassen verknĂŒpft. Dabei ist der gewĂ€hlte Standort nur in einzelnen FĂ€llen mit der Unterkunft der erinnerten Opfergruppe identisch. WĂ€hrend fĂŒr das JĂŒdische Mahnmal eine der Baracken ausgewĂ€hlt wurde, in denen jĂŒdische KZ-Gefangene untergebracht waren, sind die genannten Gedenktafeln mit einem Barackenstandort verknĂŒpft, der sich heute im zentralen Bereich der GedenkstĂ€tte befindet, angrenzend an das vormalige KammergebĂ€ude, in dem die Hauptausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers untergebracht ist.

Beispiel II: KZ-GedenkstÀtte Dachau

Auch in der KZ-GedenkstĂ€tte Dachau bei MĂŒnchen wurden die vormaligen BarackenflĂ€chen des KZ mit Beginn der GedenkstĂ€ttennutzung prĂ€sentiert.  [11] Die Holzbaracken dienten nach dem Krieg zunĂ€chst der amerikanischen MilitĂ€rverwaltung als Internierungslager fĂŒr Angehörige der SS-Wachmannschaften und der Waffen-SS. Im Oktober 1948 ĂŒbergab das „Bayerische Landesamt fĂŒr Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Dachau“ dem „Staatssekretariat fĂŒr das FlĂŒchtlingswesen“ dreißig Baracken auf dem GelĂ€nde, um Wohnraum einzurichten. Es entstand ein „FlĂŒchtlingslager“, das fast zwanzig Jahre bestand und dabei „zunehmend den Charakter einer Wohnsiedlung“  [12] annahm. Mit der Einrichtung einer GedenkstĂ€tte in diesem Bereich, die im Mai 1965 eingeweiht werden konnte, wurden die Baracken abgerissen und ihre GrundflĂ€chen anschließend markiert. Sie sind mit Einfassungen aus „nachtrĂ€glich angelegten Steinfundamenten“  [13] nachgezeichnet. Die rechteckige FlĂ€che ist jeweils mit kleinen Steinen aufgefĂŒllt.

Abb. 4. KZ-GedenkstĂ€tte Dachau, ehemalige Standorte der Unterkunftsbaracken. Im Hintergrund: Rekonstruierte Holzbaracken. (Fotografie: Brendan McGurk, o. J.)

Diese Form der Markierung zielt auf eine Darstellung der Struktur: Die gerahmten FlĂ€chen heben sich deutlich gegen den Boden ab und betonen die Symmetrie der Anlage beidseitig einer zentralen Lagerstraße, die zusĂ€tzlich durch Pappeln akzentuiert ist. Am vormaligen Appellplatz, der auch mittels eines am 8. September 1968 eingeweihten Denkmals von Nandor Glid betont wird,  [14] wurden zudem die beiden Baracken rekonstruiert, die ihn begrenzen und auf diese Weise seine Dimensionen darstellen. Die GebĂ€ude sind zu besichtigen. Hier werden unter anderem die mehrstöckigen Holzbetten ausgestellt, in denen die KZ-Gefangenen schlafen mussten.

Beispiel III: KZ-GedenkstÀtte Neuengamme

Mit der 2005 eingeweihten KZ-GedenkstĂ€tte Neuengamme (Hamburg) soll hier ein letztes Beispiel fĂŒr die Darstellung vormaliger Baracken als zentrales Gestaltungsmittel im GelĂ€nde vorgestellt werden.  [15] Nach der RĂ€umung des KZ Neuengamme durch die SS  [16] und der Einrichtung eines Internierungslagers durch die britische MilitĂ€rverwaltung auf dem GelĂ€nde wurde nach der Übergabe der Komplexe an die Stadt Hamburg 1949/50 dort ein GefĂ€ngnis eingerichtet.  [17] Der neue zentrale Zellentrakt entstand auf dem GelĂ€nde der vormaligen UnterkĂŒnfte der KZ-Gefangenen. HierfĂŒr ließ die GefĂ€ngnisbehörde zunĂ€chst die Holzbaracken und die sĂŒdlicher liegenden, zum Teil massiv ausgefĂŒhrten Funktionsbaracken ab den 1950er Jahren abreißen. WĂ€hrend erste Mahnmale auf dem GelĂ€nde der ehemaligen LagergĂ€rtnerei entstanden, forderten diverse politische und gesellschaftliche Initiativen seit den 1980er Jahren, den GefĂ€ngnisbau zu verlegen und den Bereich in die GedenkstĂ€tte einzubeziehen.  [18] Nach dem Beschluss des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg im Jahr 1989 fĂŒr eine Verlegung des GefĂ€ngnisses begann eine Neugestaltung der zentralen Bereiche des ehemaligen Konzentrationslagers im Sommer 2002 mit der Rekonstruktion eines Teils des Appellplatzes. Im Folgenden wurden alle noch erhaltenen KZ-GebĂ€ude einbezogen, die Ausstellungen ĂŒberarbeitet sowie ein Informationstafelsystem fĂŒr den Gesamtkomplex installiert. Zwei noch bestehende massive, ab 1943 errichtete UnterkunftsgebĂ€ude von KZ-Gefangenen dienen als AusstellungsflĂ€che und nehmen Einrichtungen der Institution der GedenkstĂ€tte auf. Die FlĂ€chen der vormaligen Baracken sind mittels Gabionen markiert:  [19] In niedrigen Drahtkörben gelagerte, zerschredderte Klinker bilden Kuben und modellieren eine Topographie des GelĂ€ndes, die zusĂ€tzlich durch Hochofenschlacke betont wird, die den Erdboden der FreiflĂ€chen bedeckt.

Abb. 5. KZ-GedenkstÀtte Neuengamme, Markierungen der Holzbaracken. Im Hintergrund: Erhaltenes östliches KlinkergebÀude. (Fotografie: Alexandra Klei, 2.11.2007)

UnabhĂ€ngig von ihrer vormaligen Funktion oder Bausubstanz sind alle Standorte innerhalb des eingezĂ€unten Gefangenenbereiches auf diese Weise markiert. Die Verwendung des Materials geht dabei nicht zurĂŒck auf die hier situierten Bauten im KZ. Vielmehr handelt es sich um Steine, die aus dem abgerissenen GefĂ€ngnisgebĂ€ude stammen. Damit wird der PrĂ€sentation der Geschichte eine Bedeutungsebene hinzugefĂŒgt: die Auseinandersetzung mit Nachnutzungen des KonzentrationslagergelĂ€ndes. Sie bestimmt den ersten Eindruck, den Besucher/innen vom Ort haben können: Die Gestaltung legt – auch im Zusammenhang mit den beiden erhaltenen GebĂ€uden – nahe, die Gefangenen wĂ€ren nicht in Holz-, sondern in Steinbaracken untergebracht gewesen.

Die Erinnerung an den historischen Ort

Gemein ist den vorgestellten Formen der Baracken-Kennzeichnung, dass sie dazu beitragen, jeweils einen Bereich innerhalb des Gesamtkomplexes Konzentrationslager hervorzuheben. Nur in diesem Areal werden Standorte und Ausdehnungen nicht mehr existierender GebĂ€ude als Gestaltung des GelĂ€ndes thematisiert. Die Darstellungen, das heißt auch die ErzĂ€hlungen zur Geschichte des Lagers, konzentrieren sich auf die FlĂ€che, die im KZ innerhalb des Stacheldrahtzauns lag. Andere FlĂ€chen und damit Funktionen werden nachgeordnet. Damit sind die nicht mehr erhaltenen GebĂ€ude zentraler Bestandteil der Informationsvermittlung. Ihre Markierungen verweisen nicht nur auf die nicht mehr existenten GebĂ€ude; sie modellieren vielmehr eine FlĂ€che und zeigen deren neue Funktion an: Vorhanden ist nicht mehr ein Barackenlager, sondern ein fĂŒr die verĂ€nderte Nutzung gestalteter Bereich. Die Differenz zwischen dem Lager und dem Erinnerungsort ist mittels der Kennzeichnungen offensichtlich.

FĂŒr alle vorgestellten Beispiele gilt, dass die Gestaltung der Baracken-Kennzeichnungen keine Aussagen ĂŒber die Ereignisse, die vormalige Bausubstanz, die Bedingungen in ihrem Inneren oder die einzelnen Funktionen trifft. Die GebĂ€ude innerhalb der prĂ€sentierten FlĂ€chen dienten nicht allein der Unterkunft der KZ-Insassen. Vielmehr nahmen sie auch Schreibstuben, Krankenreviere, Effektenkammern, Kantinen oder WĂ€schereien auf. Sie konnten sowohl Holzbaracken sein als auch, zum Teil mehrstöckige, Massivbauten. Auch unterschieden sich die Bedingungen fĂŒr die Gefangenen grundlegend. WĂ€hrend einzelne KZ-Insassen aufgrund ihrer Funktion in der von der SS initiierten sogenannten HĂ€ftlingsselbstverwaltung oder ihrer Arbeit in einem privilegierten Arbeitskommando auch bessere Unterbringungsbedingungen vorfanden, musste die Masse der KZ-Gefangenen in ĂŒberfĂŒllten UnterkĂŒnften unter katastrophalen hygienischen Bedingungen leben. Schließlich existierten unterschiedliche Voraussetzungen zu verschiedenen Zeiten. Wechselten sich in der frĂŒhen Phase der großen KZ-Stammlager „normale“ Belegung und Überbelegung noch ab, ist die allgegenwĂ€rtige ÜberfĂŒllung der Baracken ein Charakteristikum der letzten Monate der KZ, nachdem Überlebende der TodesmĂ€rsche aus den aufgelösten Lagerkomplexen Majdanek, Auschwitz und Groß-Rosen eintrafen.

Differenziertere historische Darstellungen im GelĂ€nde der GedenkstĂ€tten sind anderen Medien ĂŒberlassen: den Tafeln mit Bezeichnungen, Informationstexten und historischen Fotografien, den Mahnmalen und Erinnerungszeichen sowie Audioguides. Mit ihnen können nicht nur Ereignisse oder spezifische Nutzungen lokalisiert werden. Die VerknĂŒpfung der Informationen aus den verschiedenen Medien erzeugt Vorstellungen vom Ort und von den Geschehnissen. So können quantitative Aussagen zu den Insassen von Baracken mit den prĂ€sentierten Ausdehnungen der GebĂ€ude in Verbindung gebracht werden, ebenso wie sich die rĂ€umlichen Beziehungen unterschiedlicher Funktionen erkennen lassen.

Die heutigen Kennzeichnungen in den GedenkstĂ€tten vereinheitlichen die HeterogenitĂ€t sowohl der Bausubstanzen und Nutzungen im KZ als auch der Voraussetzungen fĂŒr das Leben und Überleben der KZ-HĂ€ftlinge. Sie schaffen erste EindrĂŒcke. In ihren Anlagen reproduzieren sie die bauliche Ordnung, welche die SS mit der Einrichtung der Lager entwarf. AbhĂ€ngig von der Wahl der Gestaltungsmittel werden weitere Bedeutungen hinzugefĂŒgt: Weite und Ödnis wie in der GedenkstĂ€tte Buchenwald, Übersichtlichkeit und Klarheit wie in der KZ-GedenkstĂ€tte Dachau oder – besonders in Verbindung mit dem hinzugefĂŒgten Bodenbelag – Schwere und LinearitĂ€t in der KZ-GedenkstĂ€tte Neuengamme.

Abschließend soll mit Blick auf weitere Beispiele noch auf zwei Aspekte hingewiesen werden.

Die Darstellungen der vormaligen KZ-Baracken und deren Bedeutung fĂŒr die GedenkstĂ€tten beschrĂ€nken sich nicht auf die PrĂ€sentation der Standorte in den GelĂ€nden. Im Dezember 2005 öffnete das Dokumentations- und Begegnungszentrum fĂŒr das ehemalige SS-Sonderlager / KZ Hinzert (Rheinland-Pfalz). Das GebĂ€ude grenzt zum einen unmittelbar an einen 1946 eingerichteten Ehrenfriedhof mit Steinkreuzen, einer Gedenkplatte mit ausgewĂ€hlten Namen ermordeter Opfer, einer 1948 auf Betreiben der französischen MilitĂ€rverwaltung errichteten „SĂŒhnekapelle“ und einem im Oktober 1986 eingeweihten Denkmal.  [20] Zum anderen liegt es gegenĂŒber der FlĂ€che, auf der sich die Unterkunftsbaracken der Gefangenen des Lagers befanden. Von ihnen sind keine sichtbaren Spuren erhalten; das GelĂ€nde ist in privatem Besitz und dient als Weideland. Das Dach und die Fassaden des Neubaus der SaarbrĂŒcker Architekten Wandel-Hoefer-Lorch + Hirsch werden von einer HĂŒlle aus rostigen, gegeneinander verschweißten Stahlplatten als eine unebene und vor allem geschlossen wirkende OberflĂ€che gebildet.  [21] Eine FensterflĂ€che öffnet die gesamte Fassade zur genannten WiesenflĂ€che und dominiert den zentralen Innenraum mit der Ausstellung. So verbindet sich die InnenprĂ€sentation mit dem AußengelĂ€nde und weist darauf hin, dass von der historischen Bausubstanz nichts erhalten blieb. VerstĂ€rkt wird diese Information, indem in die Gestaltung ein Bild aus der Lagergeschichte einbezogen ist: Auf das Fensterglas ist eine historische Fotografie gedruckt: mit Unterkunftsbaracken, einem Zaun, der Wiese und dem Weg.

Abb. 6. KZ-GedenkstÀtte Hinzert. Innenraum Dokumentations- und Begegnungszentrum. Abbildung der historischen Fotografie auf der FensterflÀche. (Fotografie: Alexander Prenninger, 4.11.2006)

Damit werden einzelne GebĂ€ude und eine Ansicht des verschwundenen Ortes ausgestellt. Dagegen ist aus dem Inneren keine Blickbeziehung auf den angrenzenden Gedenkort möglich. Zu ihm sind nicht nur die Fassaden geschlossen, auch die WegfĂŒhrung zwischen beiden Orten ist gebrochen.

Nach dem Betreten macht der Neubau des Dokumentations- und Begegnungszentrums einen Teil des ehemaligen HĂ€ftlingslagers sichtbar und reagiert so auf das Fehlen von baulichen Relikten. Damit thematisiert er allerdings nur einen Aspekt des Umganges mit dem historischen Ort: den Abriss des Gefangenenlagerbereichs, nicht aber die unterschiedlichen Gedenkpraxen. Die VerĂ€nderungen des GelĂ€ndes in Form der Zerstörung der historischen Bausubstanz sind das zentrale Thema. Sie werden prominent inszeniert; die große FensterflĂ€che ist der wesentliche Bestandteil der Gestaltung und fĂŒr die Besucher/innen mit dem Eintritt in das GebĂ€ude sichtbar. Damit sind die historischen Ereignisse, aber auch die Opfer und TĂ€ter, in der Ausstellung jeweils vor dem Hintergrund der VerĂ€nderungen des Ortes dargestellt, auf den sich die ErzĂ€hlungen beziehen.

Schließlich ist festzuhalten, dass der Gestaltung ehemaliger KZ-BarackengelĂ€nde nicht nur in der heutigen Bundesrepublik Bedeutung beigemessen wird. Dies zeigt ein Blick auf Standorte nationalsozialistischer Konzentrations- und Vernichtungslager in den ehemals von Deutschland besetzen LĂ€ndern Europas, an denen heute GedenkstĂ€tten existieren. WĂ€hrend in Auschwitz-Birkenau (Polen) die Stein- und Pferdestallbaracken teilweise erhalten blieben und konserviert wurden, sind in der GedenkstĂ€tte Natzweiler/Stutthof (Frankreich) sowohl die GrundflĂ€chen nicht mehr erhaltener GebĂ€ude markiert als auch zwei Baracken erhalten bzw. in Teilen rekonstruiert. In einer von ihnen wird heute die Ausstellung zur Geschichte des KZ prĂ€sentiert.  [22]

Abb. 7. KZ-GedenkstÀtte Natzweiler, markierte Standorte der Holzbaracken. Im Hintergrund: Erhaltene historische GebÀude des Krematoriums und des Bunkers. (Fotografie: Marco Esseling, 3.11.2006)

FĂŒr die GedenkstĂ€tte auf dem GelĂ€nde des ehemaligen Konzentrationslagers Herzogenbusch / Kamp Vught (Niederlande) wurde unter anderem ein Teil einer Baracke rekonstruiert und ein begehbares Modell im Maßstab 1:38 aufgestellt.  [23] Der KĂŒnstler Dani Karavan (Israel) schuf zur Erinnerung an das im Herbst 1940 eingerichtete Sammellager fĂŒr staatenlose Juden in Gurs (Frankreich), von dem aus sie in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden, in den Jahren 1993-94 einen Skelettbau aus Holz, der die Kubatur einer von vierhundert Baracken nachzeichnet.  [24]

Die gestaltete Erinnerung an die Baracken ehemaliger Konzentrationslager ist sowohl ein Mittel, die verÀnderte Bedeutung der Orte anzuzeigen und dabei zugleich deren vormalige Strukturen zu betonen, als auch eine Möglichkeit, in aktuellen PrÀsentationen den Umgang mit dem historischen Ort und seiner Bausubstanz zu thematisieren. Die Darstellung der vergangenen Ereignisse findet jeweils vor diesem Hintergrund statt. Dabei ist die symbolische Bedeutung der Baracken als Ort katastrophaler Unterkunfts- und Lebensbedingungen begrenzt auf das zentrale, mit Stacheldraht eingezÀunte Areal der ehemaligen Konzentrationslager.



[1] Ulrich Herbert / Karin Orth / Christoph Dieckmann: „Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Geschichte, Erinnerung, Forschung.“ In: Dies. (Hg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager, I. Frankfurt am Main 2002, S. 17-40, hier: S. 19.

[2] Die planmĂ€ĂŸig errichteten Konzentrationslager lösten die sogenannten frĂŒhen KZ ab, in welche die Nationalsozialisten bereits mit der Machtergreifung vor allem politische Gegner sperrten. FĂŒr sie wurden keine Neubauten errichtet, sondern vielmehr bestehende GebĂ€ude umgenutzt. Vgl. fĂŒr einen Überblick zu diesen Lagern: Wolfgang Benz / Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. II: FrĂŒhe Lager, Dachau, Emslandlager. MĂŒnchen 2005 und bezogen auf Berlin: Irene Mayer-von Götz: Terror im Zentrum der Macht. Die frĂŒhen Konzentrationslager in Berlin 1933/34–1936. Berlin 2008. FĂŒr einen Überblick zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrations-, Vernichtungs-, Außen- und Zwangslager sei auf die neun, von Wolfgang Benz und Barbara Distel herausgegebenen BĂ€nde verwiesen: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 9 Bde. MĂŒnchen 2005-2009.

[3] Zur Planungs- und Baugeschichte des KZ Sachsenhausen: Ulrich Hartung: „Zur Baugeschichte des Konzentrationslagers Sachsenhausen.“ In: GĂŒnter Morsch (Hg.): Von der Erinnerung zum Monument. Die Entstehungsgeschichte der Nationalen Mahn- und GedenkstĂ€tte Sachsenhausen. Berlin 1996, S. 26-30, sowie zu einer architekturtheoretischen Auseinandersetzung mit der Anlage: Eduard FĂŒhr: „Morphologie und Topographie eines Konzentrationslagers.“ Ebd., S. 30-57.

[4] Eine Auswahl stellt Stefanie Endlich: „Die Ă€ußere Gestalt des Terrors. Zu StĂ€dtebau und Architektur der Konzentrationslager.“ In: Wolfgang Benz (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. I: Die Organisation des Terrors. MĂŒnchen 2005, S. 210-229, vor. Die Baugeschichte von KZs wurde seit den 1990er Jahren Gegenstand der Forschung. Verwiesen sei hier auf: Reinhard Plewe / Jan Thomas Köhler: Baugeschichte Frauen-Konzentrationslager RavensbrĂŒck. Berlin 2000. Peter Fibich: „Zur Planungs- und Baugeschichte Buchenwalds.“ In: Bauwelt 39 vom 20.  Oktober 1995, S. 2252-2258, sowie im Rahmen einer Auswertung des Baugeschehens in Weimar die Dissertation von Karina Loos: Die Inszenierung der Stadt. Planen und Bauen im Nationalsozialismus in Weimar. Weimar 1999. Im Internet unter: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=970344775&req=org.acegisecurity.wrapper.SavedRequestAwareWrapper%4014144c96, [gesehen am 26.05.2009]. Besonders: Kap. 4: „Die „Stadt der SS“ – Das Konzentrationslager Buchenwald“, S. 233-337.

[5] Parallel wurde dieser Barackentyp fĂŒr zahlreiche andere NS-Lager errichtet, so unter anderem Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenen- aber auch Arbeitsdienstlager.

[6] In: „Lager“. In: Axel Doßmann / Jan Wenzel / Kai Wenzel: Architektur auf Zeit. Baracken, Pavillons, Container. Berlin 2006, S. 137-154, hier S. 149.

[7] Dies war nicht generell der Umgang mit dem historischen Ort. So war unter anderem auf dem UnterkunftsgelĂ€nde der Gefangenen und den erhaltenen GebĂ€uden der SS des ehemaligen KZ RavensbrĂŒck (FĂŒrstenberg) eine Einheit der Roten Armee stationiert oder auf dem GelĂ€nde des ehemaligen KZ Neuengamme zwei GefĂ€ngnisbauten (Ende der 1940er Jahre sowie 1970) errichtet worden.

[8] So eine Hinweistafel fĂŒr Besucher/innen im Innenhof des Krematoriums in der GedenkstĂ€tte Buchenwald.

[9] Zur Einrichtung der Mahn- und GedenkstĂ€tte Buchenwald veröffentlichte Volkhard Knigge zahlreiche BeitrĂ€ge. Exemplarisch sei hier verwiesen auf den Band: Volkhard Knigge (Hg.): Versteinertes Gedenken. Das Buchenwalder Mahnmal von 1958. „Opfer, Tat, Aufstieg”. Vom Konzentrationslager Buchenwald zur Nationalen Mahn- und GedenkstĂ€tte der DDR. Spröda 1997. Im Mittelpunkt stehen dabei sowohl die Entstehungsgeschichte der Mahnmalsanlage auf dem Ettersberg, die 1958 eingeweiht wurde, als auch die Planungen und Intentionen zur Gestaltung des ehemaligen Konzentrationslagers; im Besonderen des Bereichs der UnterkĂŒnfte der KZ-Gefangenen. Eine Darstellung der auf den Lagerort bezogenen PrĂ€sentation ist Bestandteil meines Dissertationsprojektes: Der erinnerte Ort. Funktion und Bedeutung der Architektur nationalsozialistischer Konzentrationslager fĂŒr die Abbildung und PrĂ€sentation von Geschichte. (BTU Cottbus, Lehrstuhl Theorie der Architektur).

[10] Zu den Denkmalen auf dem GelĂ€nde der GedenkstĂ€tte vgl. das Begleitheft der stĂ€ndigen Kunstausstellung: Ursula HĂ€rtl: Überlebensmittel. Zeugnis. Kunstwerk. BildgedĂ€chtnis. Die stĂ€ndige Kunstausstellung der GedenkstĂ€tte Buchenwald. Denkmale auf dem LagergelĂ€nde. Weimar 2003, hier besonders S. 78-81.

[11] FĂŒr einen umfassenden Überblick zur Entstehung der GedenkstĂ€tte sei verwiesen auf: Detlef Hoffmann:“ Dachau.“ In: Detlef Hoffmann (Hg.): Das GedĂ€chtnis der Dinge. KZ-Relikte und KZ-DenkmĂ€ler 1945-1995, Frankfurt, New York 1998, S. 38-91.

[12] Ebd., S. 43f. Der Überlebende des KZ Dachau, Nico Rost, beschreibt einen Besuch in dieser Siedlung in seinem Buch: Goethe in Dachau. Ein Tagebuch. Berlin 2000, S. 354-392.

[14] Dieses Internationale Mahnmal geht zurĂŒck auf einen Wettbewerb, den das internationale HĂ€ftlingskomitee ComitĂ© International de Dachau initiierte. FĂŒr seine Entstehungsgeschichte, die Umsetzung des Entwurfes und seine Bedeutung: Hoffmann 1998 (vgl. Anm. 11), S. 67-74. Im Norden wird das GelĂ€nde begrenzt von vier religiösen Einrichtungen: Todesangst-Christi-Kapelle (Architekt: Josef Wiedemann, 1960), evangelische SĂŒhne- und Versöhnungskirche (Architekt: Helmut Striffler, 1967), JĂŒdische GedenkstĂ€tte (Architekt: Hermann Zvi Guttmann, 1967). Durch eine Mauer abgegrenzt schließt sich das Karmelitinnen-Kloster Heilig Blut an. 1995 entstand am Übergang in den Bereich des Krematoriums schließlich eine russisch-orthodoxe Kapelle.

[15] Die hier vorgestellte Strategie eines Umganges mit dem historischen Ort bezieht sich nicht allein auf die genannten Beispiele. Verwiesen werden soll hier zum einen auf die Umgestaltung der vormaligen Mahn- und GedenkstĂ€tte Sachsenhausen durch das ArchitekturbĂŒro von Prof. HG Merz (Berlin/Stuttgart), als deren Bestandteil auch eine Markierung der FlĂ€chen der vormaligen Barackenstandorte geplant ist. Auch auf dem GelĂ€nde des vormaligen KZ RavensbrĂŒck, das in weiten Bereichen bis 1993/94 von der Roten Armee genutzt wurde, erfolgte die Nachzeichnung der vormaligen Barackengrundrisse mit Relief in einem Schlackeboden. Die Gestaltung geht zurĂŒck auf einen Entwurf der Landschaftsarchitekten Burger + Tischer (Berlin), gemeinsam mit dem Architekten Philipp Oswalt und der Historikerin Stefanie Oswalt (beide Berlin).

[16] Zur Auflösung des KZ, das als einziges vollstĂ€ndig von der SS gerĂ€umt wurde: Detlef Garbe / Carmen Lange (Hg.): HĂ€ftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im FrĂŒhjahr 1945. Bremen 2005.

[17] Ein zweiter GefÀngnisbau entstand 1970 in einem Bereich, in dem in der Zeit des Konzentrationslagers Gefangene Ton abbauen mussten. Das GebÀude wurde 2006 abgerissen. Lediglich eine Ecke blieb erhalten. Hier befindet sich heute eine Ausstellung zum Umgang mit dem KZ-GelÀnde nach 1945.

[18] An dieser Stelle können die Auseinandersetzungen um den Umgang mit dem historischen Ort nicht wiedergegeben werden. FĂŒr eine Darstellung der Entwicklungen und politischen Entscheidungen besonders in den letzten 20 Jahren sei verwiesen auf die zahlreichen Artikel des Leiters der GedenkstĂ€tte Dr. Detlef Garbe. Exemplarisch: Detlef Garbe: „’Das Schandmal auslöschen.’ Die KZ-GedenkstĂ€tte Neuengamme zwischen GefĂ€ngnisbau und -rĂŒckbau: Geschichte, Ausstellungskonzepte und Perspektiven.“ In: KZ-GedenkstĂ€tte Neuengamme (Hg.): BeitrĂ€ge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland. Heft 6: Museale und mediale PrĂ€sentationen in KZ-GedenkstĂ€tten. Bremen 2001, S. 51-71. Zu den 1953 und 1965 errichteten Mahnmalen, ihrer Gestaltung und Intention forschte grundlegend Ute Wrocklage mit ihrer unveröffentlichten Magisterarbeit: Architektonische und skulpturale Gestaltung des Konzentrationslagers Neuengamme nach 1945. Oldenburg 1992. Eine Zusammenfassung findet sich in: Ute Wrocklage: „Neuengamme.“ In: Hoffmann 1998 (vgl. Anm. 11), S. 174-205. FĂŒr Aspekte der Neugestaltung im GelĂ€nde, zu Fragen des Umgangs mit dem historischen Ort und noch vorhandener Bausubstanz aber auch dem Konzept einer Neugestaltung: Andreas Ehresmann: „Vom GefĂ€ngnis zur GedenkstĂ€tte. Die Transformation eines verdrĂ€ngten Ortes. Ein Werkbericht ĂŒber Neuengamme.“ In: Stiftung Topographie des Terrors (Hg.): GedenkstĂ€ttenRundbrief 116, Berlin 2003, S. 3-12.

[19] Der Entwurf geht auf die Landschaftsarchitekt/innen Ulrich Meyer, Dieter Schramm und Brunhilde Bontrup (Hamburg) zurĂŒck. Das Konzept wurde im Zuge der Neugestaltung sukzessive angepasst. Gleichzeitig erfolgten umfangreiche bauhistorische Untersuchungen auf dem GelĂ€nde und die Freilegung einzelner erhaltener Fundamente von Baracken sowie von Teilen des ehemaligen Appellplatzes.

[20] Ein Denkmal von Lucien Wercollier, auf dessen rundem Sockel mit der Inschrift (deutsch und lateinisch): Durchdrungen von Menschlichkeit, Frieden und Gerechtigkeit sich drei ĂŒberlebensgroße abstrahierte Bronzefiguren nach innen ĂŒber eine Feuerschale neigen. Die Interpretation wird von einer nebenliegenden kleinen Tafel vorgegeben: "Dieses Mahnmal vermittelt durch sublimierte monumentale Formen die Erlebnisse und GefĂŒhle der zu anonymen Nummern erniedrigten KZ-HĂ€ftlinge." FĂŒr einen Einblick zur Geschichte dieses Erinnerungsortes sei auf die BroschĂŒre: Förderverein Dokumentations- und BegegnungsstĂ€tte ehemaliges KZ Hinzert e.V.: Das SS-Sonderlager/KZ-Hinzert 1939-1945. Alzey 2001, verwiesen.

[21] FĂŒr eine Beschreibung des GebĂ€udes: Nils Ballhausen: „Neben der Geschichte.“ In: Bauwelt 97 (2006), Heft 9, S. 31-39.

[22] Zur Geschichte des KZ und der GedenkstĂ€tte findet sich ein Überblick bei: Mechtild Gilzmer: „Natzweiler – Geschichte und Erinnerung.“ In: Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Heft 24: KZ-Außenlager. Geschichte und Erinnerung. Dachau 2008, S. 81-94.

[23] Andreas Pflock: „Ein Lager mit ‚Modellcharakter’? Konzentrationslager Herzogenbusch in Vught.“ In: Andreas Pflock: Auf vergessenen Spuren. Ein Wegweiser zu GedenkstĂ€tten in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg. Bonn 2006, S. 87-122, hier S. 117f.

[24] FĂŒr eine kurze Vorstellung des Projektes, zu dem auch die Stilisierung von Eisenbahnschienen gehören, die es in der Zeit des Lagers selbst nicht gab: Fritz Jacob / Mordechai Omer / Jule Reuter (Hg.): Dani Karavan. Retrospektive. Ausstellung Berlin: Berliner Festspiele, Martin-Gropius-Bau, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Tel Aviv Museum of Modern Art, 2008. TĂŒbingen 2008, S. 206-209.

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erstellt von Alexandra Klei zuletzt verÀndert: 18.11.2019 13:20
Mitwirkende: Klei, Alexandra
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