Benutzerspezifische Werkzeuge
Artikelaktionen

No section

Architekturzeichnungen hinduistischer Baukunst in Indien

  1. Dr.-Ing. PD Fedor Roth

Zusammenfassung

Fedor Roth - KĂŒnstler, Architekt und Architekturtheoretiker - stellt einen Ausschnitt aus seinen Architekturzeichnungen hinduistischer Baukunst vor. Das Medium der Zeichnung dient ihm in der impressionistischen Freude an Strukturen, Licht und Schatten als autonome AnnĂ€herung an das Schöne in der Architektur jenseits einer rationalen Durchdringung und Einordnung der gezeichneten Objekte.

Keywords

 

Die abgebildeten Skizzen sind meinen ReiseskizzenbĂŒchern entnommen und zeigen einige der berĂŒhmtesten hinduistischen BaudenkmĂ€ler. Die hinduistische Baukunst und ihr zeichnerisches Studium waren Anlass zu insgesamt sieben Indienreisen, die ich in den vergangenen Jahren unternommen habe.

Mein Interesse an dieser Architektur richtet sich auf das visuelle Erlebnis von KomplexitĂ€t und MonumentalitĂ€t und begleitet eine parallel zu meinen Reisen betriebene umfĂ€ngliche Arbeit an einem Zyklus von Architekturfantasien, der sich die Erschaffung einer neuen und persönlichen Formenwelt zum Ziel gesetzt hat. Die indische Baukunst ist fĂŒr mich so etwas wie ein kongeniales Studienobjekt, in dem ich die unmittelbare und nichtkognitive Erfahrung dessen suche, was ich als das Seherlebnis architektonischer Schönheit allgemeingĂŒltig zu begreifen versuche und zugleich bewundere: Eine höchst komplexe und zugleich harmonisch geordnete Formwelt im Spiel des Lichtes. Dabei richtet sich mein Blick nicht auf die sogenannten architektonischen Eigenschaften oder Merkmale dieser Bauwerke, also weder auf Funktion und Konstruktion noch die spezifische Symbolik der indischen Götterwelt, sondern auf eine Struktur im Sinne des schönen "visuellen Gesamtklangs" der Formen. Ich bin fasziniert von dem harmonischen Gesamtbild dieser in sich höchst vielfĂ€ltigen Formenwelt. Kunsthistoriker der Vergangenheit, insbesondere Wölflin, haben dieses PhĂ€nomen als Stil zu definieren versucht.

Das Zeichnen, insbesondere mein als malerisch-impressionistisch zu klassifizierender Blick, versucht jene visuellen Bedingungen zu erkunden, die in uns beim Anblick eines Haufen von Steinen plötzlich das GefĂŒhl des Architekturschönen erwecken. Fernab von ideologietrĂ€chtigen kunst- und kulturhistorischen Betrachtungsweisen suche ich mit der Zeichnung eine Art Extrakt dieses Schönheitserlebnisses zu gewinnen, um die darin gewonnene Erkenntnis schließlich in meinen eigenen Erfindungen zur schöpferischen Anwendung bringen zu können.

Darin unterstĂŒtzt mich der "weiche" und reduktive Blick meiner impressionistisch-fleckenhaften Darstellung, die ĂŒber eine gewisse VerflĂŒssigung und Verallgemeinerung des Gesehenen durch Abstraktion von der allzu konkreten Symbolik zu einer Wahrnehmung im Sinne eines "interesselosen Wohlgefallens" an der "reinen" Formenvielfalt gelangen möchte. Zugleich verschafft mir die malerische Sehweise bei der Betrachtung meiner Skizzen ein Feld gedanklicher Möglichkeiten, eine Verbindung aus Realem und Vorstellbarem, das mir als ProjektionsflĂ€che der Assoziation eigener Formgedanken dienen kann, mitunter sogar zur Vorstufe eigener Formerfindung wird.

Der kontrÀren Position dieser Art von Architekturbetrachtung zu den gegenwÀrtig vorherrschenden akademischen Bedeutungskategorien und der durch sie konditionierten Wahrnehmungsweise bin ich mir bewusst. Das zeichnerische Studium der hinduistischen Baukunst dient der Erforschung meiner puren "Augenlust" in der ideologie- und symbolfreien Betrachtung des Architekturschönen. Zugleich suche ich darin die Befreiung von den zunehmend als Ballast empfundenen Traditionen der architektonischen Moderne.

 

Chidambaram. Nataraja Tempel. Bleistift auf Papier. Skizzenbuch 2006. Maße (Breite mal Höhe) 30 x 21 cm.

 

Osiyan. Mahavira Tempel. Bleistift auf Papier. Skizzenbuch 2001. Maße (Breite mal Höhe) 36 x 32 cm.

 

Jaisalmer. Chhatris Badu Bagh. Bleistift auf Papier. Skizzenbuch 2001. Maße (Breite mal Höhe) 24 x 14 cm.

 

Khajuraho. Devi-Jagadambi-Tempel. Bleistift auf Papier. Skizzenbuch 2003. Maße (Breite mal Höhe) 31 x 25 cm.

 

Madurai. TortĂŒrme des Minakshi-Sundareshvara-Tempels. Bleistift auf Papier. Skizzenbuch 2005. Maße (Breite mal Höhe) 33 x 25 cm.

 

Palitana. Tempelkomplex (Shatrunjaya). Bleistift auf Papier. Skizzenbuch 2004. Maße (Breite mal Höhe) 18 x 24 cm.

Volltext

Lizenz

Jedermann darf dieses Werk unter den Bedingungen der Digital Peer Publishing Lizenz elektronisch ĂŒber­mitteln und zum Download bereit­stellen. Der Lizenztext ist im Internet unter der Adresse http://www.dipp.nrw.de/lizenzen/dppl/dppl/DPPL_v2_de_06-2004.html abrufbar.

erstellt von Fedor Roth zuletzt verÀndert: 19.11.2019 13:25
Mitwirkende: Roth, Fedor
DPPL