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Lebensdauer

zum Thema des nächsten Heftes

  1. Dipl.-Ing. Karl R. Kegler

Keywords

lebensdauer

Prominente Bauten genießen als Wahrzeichen und als historische Zeugnisse mit teils jahrhundertealter Geschichte in der öffentlichen Wahrnehmung eine Art Ewigkeitswert. Es erscheint undenkbar, dass sie einmal nicht mehr gepflegt und erhalten werden sollten. Wie selbstverständlich gilt diese Auffassung auch für Bauwerke, die wie Atomium oder Eiffel-Turm ursprünglich als nur temporäre Installationen geplant waren.

Für den Großteil der bestehenden Bauten trifft dies nicht zu. Veränderte Nutzungsanforderungen, Ansprüche an Energieeffizienz oder technische Installationen, aber auch gewandelte ästhetische Leitbilder stellen die Funktionalität, Nutzbarkeit und Vermarktbarkeit vieler älterer Gebäude in Frage.

Dies gilt insbesondere für eine große Zahl von Bauten, die in der Nachkriegszeit in einer Epoche wirtschaftlicher Prosperität und sozialer Reformbilder entstanden sind. Als Zeugnisse eines spezifisch modernen Gesellschaftsentwurfs und einer industrialisierten Baukultur sind diese Bauten im Glauben an anhaltende Prosperität und die quasi unbegrenzten Ressourcen eines technischen Zeitalters von vorneherein auf Ersatz innerhalb einer Zeitspanne von 30 bis 50 Jahren angelegt gewesen. Heute ist ein großer Teil dieser Architekturen, die jenseits von ihrer Klassifizierung als Denkmal authentisches Zeugnis ihrer Zeit sind, am Ende ihrer Lebensdauer angekommen. Die Alternativen 'Erhalt und Ertüchtigung' oder 'Abbruch und Neubau' haben in jüngster Zeit im Fall des Kölner Schauspielhauses, der Bonner Beethovenhalle oder des Hannoveraner Landtags zu breiten und kontroversen Diskussionen geführt.

Die Problematik der Lebensdauer von Architekturen reicht weit über diese aktuellen Debatten hinaus. Sie stellt grundsätzlich die Frage, welche Auffassungen Architekten, Bauherren und Nutzer von der Dauerhaftigkeit ihrer Bauten haben und hatten. Neben der nüchternen immobilienwirtschaftlichen Einschätzung, die Bauwerke als Investitionsgüter mit begrenzter Lebensdauer bewertet, steht die idealistische Auffassung von Bauten als künstlerischen Zeugnissen und Ausdruck einer Entwerferpersönlichkeit. Nicht zuletzt ist die Frage nach der Lebensdauer von Bauten aber auch mit der Beständigkeit von Konstruktion und Materialität verknüpft, die insbesondere bei einer Reihe industriell gefertigter Verbundwerkstoffe fraglich erscheinen muss. Ein weiterer Aspekt ergibt sich aus der Erfahrung, dass Strukturen und Nutzungen eine ganz andere Lebensdauer besitzen können als die Bauten, welche sie ausfüllen. Der Begriff Lebensdauer bezieht sich zuletzt auch auf Stile, Moden und formale Innovationen.

Für das geplante Heft werden Beiträge gesucht, die Diskurse über die Lebensdauer von Architekturen an aktuellen und historischen Beispielen aufgreifen. Dies bezieht explizit die Vorstellungen vergangener Epochen und außereuropäischer Kulturen zum Problem der Dauerhaftigkeit von Architektur mit ein.

Redaktionsschluss für diese Ausgabe:

31. Juli 2010 - Exposés

31. Oktober 2010 – Beiträge

Konzeption und Vorbereitung: karl.kegler[at]archimaera.de

Weitere Informationen unter "mitmachen" bei www.archimaera.de.

Volltext

Lizenz

Jedermann darf dieses Werk unter den Bedingungen der Digital Peer Publishing Lizenz elektronisch über­mitteln und zum Download bereit­stellen. Der Lizenztext ist im Internet unter der Adresse http://www.dipp.nrw.de/lizenzen/dppl/dppl/DPPL_v2_de_06-2004.html abrufbar.

erstellt von Karl R. Kegler zuletzt verändert: 18.11.2019 14:20
Mitwirkende: Kegler, Karl R.
DPPL